Oh Thurgau du Heimat, wie bist du so schön
Unter der sog. Grossmutter-Tanne stimmten Heimweh-Thurgauer Samuel und der geübte Chorsänger Urs das Thurgauer Lied dan. Und die Zürcher hatten Hühnerhaut, so schön hatte es geklungen. Mit diesem Lied war definitiv klar, dass die Männerriege Turbenthal im Geburtskanton ihres Präsidenten angekommen war.
Mit Zug und Postauto ging es zum Ausgangspunkt der diesjährigen Reise: Die Haltestelle Hochstrasse bei Hörhausen. Von dort ging es zu Fuss auf dem Seerücken zum Gasthof Heidenhaus. Der Reiseleiter Dani fand, dass den Turnern eine Zusatzschlaufe guttue und flugs erweiterte er die Marschstrecke um eine gute halbe Stunde. Dieser originelle Ansatz brachte Dani auf der Popularitätsskala die Note 2. Bis am Sonntag Abend hatte der Reiseleiter Gelegenheit, die Punkte wieder nach oben zu bringen.
Der Weg hätte eigentlich direkt an der schon erwähnten Tanne vorbei führen sollen. Die Grossmutter-Tanne trägt diesen ehrenvollen Namen, weil es die älteste Tanne auf dem Seerücken ist. Es handelt sich um eine Weisstanne (Abies alba) mit einer Höhe von 47.2 Metern (womit sie den Turm der reformierten Kirche Turbenthal übertrifft) und einen Umfang von 4.28 Metern. Die Tanne soll ca. 250 Jahre alt sein. Im Umfang legt die Tanne noch heute jährlich ca. 1.3 cm zu. Mit der Holzmenge dieses Baumes könnte man ein Einfamilienhaus zwei Jahre lang beheizen. Der mitwandernde Schreiner Ueli sah noch viele andere Verwendungszwecke für die 23 m3 Stamminhalt.
Nach dem reichhaltigen Mittagessen ging es zügig weiter nach Arenenberg, wo uns im Schluss nicht die Königin Hortense, aber Frau Gross erwartete. Die ehemalige Verwalterin des Museums Christa Gross schrieb ihre Erlebnisse in einem Buch nieder. „Sehnsucht Arenenberg“ wurde im Verlag Reinhold Liebig herausgebraucht. Die Autorin verpasste es am Schluss ihrer lebhaften, interessanten Führung nicht, gebührend auf das Werk hinzuweisen.
Beschwingt vom Geiste Napoléons ging es hinab zum Seehotel Schiff in Mannenbach. Nachdem es in der Vergangenheit immer wieder Bemerkungen zu den Unterkünften gab, liess sich dieses Jahr der Reiseleiter nicht lumpen. Auf der Website preist sich das „Schiff“ selber als kleines Genusshotel am Untersee an. Eine Aussage, welche die Männerriege Turbenthal nur bestätigen kann. Beim Abendessen entschieden sich die meisten für Fisch, was am Ufer des Untersees sehr viel Sinn machte. Vor allem die Fischplatte überzeugte mit ihrem reichhaltigen Angebot. Während sich eine Viergruppe zum obligaten Jassen bildete, zog der Rest noch um die Häuser (was in Mannenbach schnell erledigt ist). Im zu einem Bistro umgebauten Stationsgebäude kamen dem Reiseleiter viele Erinnerungen hoch. Vor vielen Jahren war er hier Stationsvorstand und beim Schlummerbecher erzählte er Reminiszenzen aus seinem Berufs- und Liebesleben. Für einen war die Nacht kurz, lag sein Zimmer doch über dem grossen Saal im „Schiff“. Dort feierte eine ausgelassene Gesellschaft Hochzeit. In der Dunkelheit liessen sie Heissluftballone mit guten Wünschen für das Brautpaar steigen. Am Morgen konnte dann der Abfall der abgestürzten Ballone in Ufernähe bewundert werden. So läuft es heute: Ich habe jetzt mein Vergnügen und um die Rückstände, den Abfall sollen sich andere kümmern.
Mit dem Schiff ging es dann von Mannenbach auf die in Sichtweite gelegene Insel Reichenau. Beim Inselrundgang kam die Männerriege Turbenthal an unzähligen Treibhäusern und Gemüsefeldern vorbei. Die Reichenau ist seit 2000 zusammen mit dem Kloster auf der UNESCO-Liste des Welterbes verzeichnet. Auf der Insel leben heute etwas mehr als 3‘000 Einwohner, die sich vor allem vom Gemüseanbau und vom Tourismus ernähren. Etwa 160 Hektaren der Insel werden landwirtschaftlich genutzt, mehr als 25 % der Anbauflächen befinden in Gewächshäusern. Tomaten, Salate, Feldsalat und Gurken von der Insel Reichenau sind durch die EU geschützte Produkte. Als nach der Katastrophe von Tschernobyl der radioaktive Staub sich über Westeuropa legte, befahlen die Schweizer Behörden, dass das verseuchte Gemüse untergepflügt werden müsse. Auf der nur durch die Wasserstrasse des Untersees getrennte Insel Reichenau wurde das dortige Gemüse weiter verkauft.
Ein weiterer kulinarischer Höhepunkt war der Besuch der „Fischerhütte“ im nordwestlichen Teil der Insel. Auch die hier servierte Fischplatte überzeugte die Feinschmecker. In der benachbarten Kirche St. Peter und Paul wurde gerade eine Taufe gefeiert. Die Kirche, eine Gründung des ehemaligen Bischofs Egino von Verona, wurde 799 geweiht. Die beiden Namensgeber Peter und Paus sind in der Apsis auf Malereien aus den Jahren 1104-1105 verewigt. Auf dem Rückweg zur Schifflände machten die Männerriegler Halt im Münster St. Maria und Markus. Es ist die ehemalige Klosterkirche aus dem 8. Jahrhundert. In der Blütezeit zählte das Kloster 134 Mönche. 1757 war es dann vorbei mit dem Klosterleben und die Anlage wurde aufgehoben. Die Kirche zeigt sich heute als eher nüchtern.
Die Wartezeit am Landesteg wurde mit einem kühlen Bier oder einem Glacé verkürzt. Am Kiosk wurden exotische Kombinationen wie Basilikum, Mango und Erdbeere als veganes Eis angeboten. Im Zickzack ging es dann von der Reichenau nach Steckborn, wo das Postauto nach Frauenfeld wartete. Einmal mehr eine tolle Reise, organisiert von Dani. Dafür hat er 8 Punkte verdient.